Rathaus Key Visual 1, © Tourist Information Kochel a. See, Fotograf: D. Weickel

Auszug - Begrüßung durch den Ersten Bürgermeister Thomas W. Holz  

1. Sitzung des Gemeinderates Kochel a. See
TOP: Ö 1
Gremium: Gemeinderat Kochel a. See Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Di, 05.05.2020 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:00 - 21:12 Anlass: Sitzung
Raum: "Heimatbühne", Saal, Mittenwalder Straße 14
Ort: Haus des Gastes
K-0062/2020 Begrüßung durch den Ersten Bürgermeister Thomas W. Holz
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Berichtsvorlage GRK
Federführend:Bürgermeister Bearbeiter/-in: Holz, Thomas W.
 
Wortprotokoll

Erster Bürgermeister Thomas W. Holz begrüßt um 19:00 Uhr die Mitglieder des Gemeinderates, als Vertreterinnen der Presse Frau Weikert vom Gelben Blatt und Frau Schneider von der Süddeutschen Zeitung sowie die Zuhörer zu der konstituierenden Sitzung für die Wahlperiode 2020-2026. Die Zuhörer wurden namentlich erfasst, um im Falle einer Corona-Infektion die Infektionskette nachverfolgen zu können.

 

Der Erste Bürgermeister begrüßt insbesondere die Mitglieder des Gemeinderates und führt aus:

„Etwas ungewöhnlich tagen wir heute hier im Saal der Heimatbühne. Aber die Corona-Pandemie und die durch sie bestehende Infektionsgefahr gebietet es, dass wir die größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen ergreifen. Nicht ganz ohne Grund haben wir ja im vergangenen Monat nur mit einem Ausschuss getagt. Diese konstituierende Sitzung muss aber unter Anwesenheit aller Mitglieder des Gemeinderates innerhalb von 2 Wochen nach dem 1. Mai stattfinden und kann nicht über einen Ausschuss abgewickelt werden.

Wenn ich so in die Reihen schaue, dann fällt auch, dass sich die Zusammensetzung des Gemeinderat durch die Kommunalwahl am 15. März erheblich verändert hat: Nicht nur, dass 9 Personen und damit über die Hälfte des Gremiums neu sind, diese Truppe ist darüber hinaus auch jünger und weiblicher geworden. Die Anzahl der Frauen entspricht zwar nicht dem weiblichen Bevölkerungsanteil, hat sich aber immerhin glatt auf vier verdoppelt. Das Durchschnittsalter ist von 57 Jahre deutlich auf 48 Jahre gesunken. Diese Entwicklung ist wichtig und auch gut so. Ich finde es sehr wichtig, dass der Gemeinderat soweit als möglich einen Querschnitt der Gemeindebevölkerung wiederspiegelt.

Die Wählerinnen und Wähler sowie schließlich das Wahlverfahren haben Sie, meine Damen und Herren, bei der Kommunalwahl am 15. März aus insgesamt 68 Kandidaten auserwählt, Ihnen das Vertrauen geschenkt und sie damit in diesen Gemeinderat entsendet. Damit wurde Ihnen ein sehr verantwortungsvolles Amt in die Hände gelegt, mit dem sie in den kommenden sechs Jahren ganz wesentlich und entscheidend an der Gestaltung der Zukunft unserer schönen Gemeinde mitwirken können und vor allem auch mitwirken sollen.

Diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die schon sechs Jahre oder noch länger diesem Gremium angehören, werden es Ihnen bestätigen können: Dieses Amt kann ein sehr schönes, angenehmes und auch ehrenvolles Amt sein. Es kann und wird bisweilen ganz sicher aber auch durchaus zeitintensiv, aufreibend und vielleicht manchmal sogar sehr belastend sein: Sie werden ab sofort beim Semmelholen frühmorgens, beim Eis-Essen oder Kaffeetrinken am Nachmittag oder beim gemütlichen Abendessen angesprochen und müssen sich für so manche Entscheidungen – oft auch in noch viel unpassenderen Situationen wie den eben angesprochenen – rechtfertigen.

Sie werden Entscheidungen treffen müssen, bei denen gerade kein klares „Ja“ oder „Nein“ beziehungsweise „Schwarz“ oder „Weiß“ zu erkennen ist und Sie deshalb vielleicht auch die ein oder andere schlaflose Nacht verbringen werden. …und Sie werden sich sicherlich im Nachhinein auch mal fragen, ob die Entscheidung wirklich richtig war und vielleicht sogar zu der Erkenntnis kommen, dass sie falsch war!

Jetzt könnte man vielleicht sagen: „Selbst schuld – die wollten es doch nicht anders!“ Ich sehe das anders: Das Amt des Gemeinderatsmitgliedes bringt viele Belastungen mit sich – sei es der riesige Aufwand, den man ehrenamtlich betreiben muss, um sich eingehend in die große Themenpalette einzuarbeiten, sei es die auch aus diesem Zeitaufwand resultierende Belastung für die Familie oder eben auch die große persönliche Belastung. …und das alles, dieses ehrenamtliche Engagement, meine Damen und Herren, wird leider überhaupt nicht mehr so anerkannt, wie es in meinen Augen eigentlich dringend notwendig wäre! Der Ruf des Politikers, eben leider hinein bis in die kommunale Ebene, ist am Boden. Jeder darf unter anderem in den sozialen Medien ungestraft seine noch so unsachliche und teils verletzende Kritik anbringen und ohne jegliches Hintergrundwissen alles behaupten. Leider – und das belegen aktuelle Umfragen und Studien – verzweigt sich das immer mehr bis hinein in unsere Gesellschaft. Das geht inzwischen soweit, dass laut der Fachzeitschrift KOMMUNAL deutschlandweit über 60 Prozent der Gemeindevertreter schon mal persönlich beleidigt oder bedroht wurden und 20 Prozent schon körperlich angegriffen, bespuckt oder geschlagen wurden.

Ich will Ihnen damit keine Angst machen, sondern vielmehr verdeutlichen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie sich hier in diesem Gremium für unsere Gemeinde und für unsere Bürgerinnen und Bürger engagieren. …das ist vor diesem Hintergrund wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr in der heutigen Zeit.

Es ist auch wirklich viel einfacher, sich nur noch ganz punktuell und in dem Bereich zu engagieren, der mich gerade ganz persönlich betrifft. Noch viel leichter ist es doch nur einfach gegen etwas zu sein, denn dazu brauche ich nicht einmal mehr Argumente. Oder noch einfacher: Man postet einfach sämtliche unsachliche Kommentare in Jogginghose auf der Couch liegend ins Internet – da muss ich mich nicht einmal mehr rechtfertigen.

 

So einfach können wir es uns in diesem Gremium sicherlich nicht machen, da wir alle eine große Verantwortung tragen! Persönliche Interessen müssen hier zwingend hintenanstehen. Auch ist dieses Gremium sicherlich nicht das richtige Podium für große politische Auseinandersetzungen. Vielleicht gibt es jetzt auch unter uns Gemeinderatsmitglieder, die in den Sitzungen gerne mehr Konfrontation und „Rambazamba“ hätten, da ihm unsere bisherigen Sitzungen vielleicht zu ruhig und zu sachlich waren. Die Frage stellt sich dann aber schon, was unsere Gemeinde von einem Gremium haben soll, das sich aufgrund von ständigen Auseinandersetzungen und Streitereien mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit den wirklich drängenden und auch wichtigen Themen?!

 Unsere Pflicht und unsere ureigenste Aufgabe ist es doch vielmehr, stets das große Ganze, also die gesamte Gemeinde und alle Bürgerinnen und Bürger im Blick zu haben. In einer Abwägung aller Interessen gilt es dann, die nach unserer Auffassung beste Entscheidung für das Wohl unserer schönen Heimat zu treffen. Natürlich werden wir da nicht immer einer Meinung sein, aber auch in solchen Momenten sollten wir dann vor allem fair, ehrlich und respektvoll miteinander umgehen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird: Über jegliche Partei- und Wählergruppierungsgrenzen hinweg eint doch alle das Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger, das beim Wahlkampf abgegeben wurde: Das Engagement für unsere Heimatgemeinde.

 

In den vergangenen sechs oder 12 Jahren hat dieses Gremium immer sehr gut zusammengearbeitet. Dieses konstruktive und respektvolle Miteinander war aus meiner Sicht auch das Fundament so manch schwierige und zukunftsorientierte Entscheidungen im Sinne unserer Kommune – als Beispiel darf ich hier nur das PPP-Projekt „trimini“ nennen. Speziell da, aber auch bei anderen Themen hat der Großteil der Bürgerinnen und Bürger gesehen, was bei einem vernünftigen Miteinander erreicht werden kann und ist mit unserer Arbeit auch durchaus zufrieden.

Wie erwähnt haben die Neuwahlen im März das Gremium neu zusammengewürfelt – über die Hälfte der Mitglieder sind neu. Deshalb haben wir am 30. April den „Reset“-Knopf gedrückt: Wir beginnen heute allesamt bei „0“ – zumindest was die Zusammenarbeit hier in diesem Gremium angeht. Die große Herausforderung ist sicherlich, dass wir einerseits erst einmal zusammenfinden müssen, andererseits aber auch schon gleich vom ersten Tag an konstruktiv miteinander arbeiten sollen. Wenn ich das mit einer Fußballmannschaft vergleichen darf, so benötigt diese in der Regel auch erst einige Zeit, bis sie richtig eingespielt ist und Höchstleistung bringen kann. Wir können es uns aber gar nicht erlauben, großartig zu trainieren – wir müssen gleich von Anfang an hochklassig spielen, denn nicht nur wegen „Corona“ warten zahlreiche Aufgaben auf uns, bei denen unser Ziel nicht sein darf nicht sein, nicht abzusteigen, sondern unser Blick muss nach oben und nach vorne gerichtet sein.

Beim Fußball ist da der Trainer gefragt, in der Gemeinde der Bürgermeister. Ich bin mir dieser großen Verantwortung und Erwartung auch bewusst – ich habe dieses Amt in den vergangenen 13 Jahren sehr intensiv kennen gelernt und empfinde es stets als große Ehre, meiner Heimatgemeinde durch mein Engagement einen Dienst erweisen zu können. Deshalb danke ich den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde, dass sie mir ein weiteres Mal ihr großes Vertrauen ausgesprochen haben. Ihnen allen sichere ich zu und biete Ihnen sehr gerne an, dass ich wieder mein Möglichstes tun werde, dass wir schnell zu einem konstruktiv zusammenarbeiteten Team zusammenwachsen. Allerdings ist das dann kein Werk von einem alleine, sondern kann nur gelingen, wenn wir alle hier ein respektvolles Miteinander pflegen. Daher meine Bitte: Unterstützen Sie mich in diesem Ansinnen! Die Themen und Entscheidungen, die in den sechs Jahren auf uns zukommen werden, sind wahrscheinlich schwer und belastend genug, dass wir uns nicht untereinander auch selber noch das Leben schwer machen sollten!

Lassen Sie uns viel mehr miteinander reden als übereinander! …und dann bin ich mir sicher, dass wir alle – wie zum überwiegenden Teil in den vergangenen sechs Jahren auch – mit Freude die Gemeinderatssitzungen absolvieren werden und nicht mit Ärger, Frust und möglicherweise sogar noch Magenverstimmungen. Dann – und davon bin ich fest überzeugt – werden wir auch die Erwartungen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger erfüllen und werden unserer großen Vorbildfunktion als Mitglieder dieses Gremiums gerecht. …zudem werden wir damit unseren Beitrag dazu leisten, dass das Ansehen der Kommunalpolitik unserer Gemeinde ein gutes bleibt!

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesem Sinne darf ich Ihnen alles erdenklich Gute für die kommenden sechs Jahre wünschen!

Ich wünsche Ihnen, dass sie die an sich selbst gestellten Erwartungen in diesem Gremium erfüllen mögen.

Vor allem aber wünsche ich Ihnen viel Kraft, ausreichend Durchhalte- und Stehvermögen und natürlich auch robuste Gesundheit, die für dieses Amt notwendig ist!

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in den kommenden sechs Jahre mit Ihnen!

Ich freue mich darauf, mit Ihnen die anstehenden Aufgaben für unsere Gemeinde zu meistern.

Ich freue mich, mit Ihnen gemeinsam unsere Heimatgemeinde in eine sichere und gute Zukunft zu führen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“