Rathaus Key Visual 1, © Tourist Information Kochel a. See, Fotograf: D. Weickel

Auszug - Erster Bürgermeister Thomas W. Holz, Ansprache  

37. Sitzung des Gemeinderates Kochel a. See
TOP: Ö 16
Gremium: Gemeinderat Kochel a. See Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 23.10.2023 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 18:30 - 20:50   (öffentlich ab 20:00) Anlass: Sitzung
Raum: Sitzungssaal Kochel a. See
Ort: Rathaus Kochel a. See
 
Wortprotokoll

Bei der Wahl am 8. Oktober wurde der Kochler Bürgermeister Thomas W. Holz in den Bayerischen Landtag gewählt. Mit seiner Vereidigung am 30. Oktober wird er damit als Stimmkreisabgeordneter für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sowie für die Gemeinden Wallgau, Krün, Mittenwald, Farchant, Grainau und Garmisch-Partenkirchen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen zuständig sein.

Mit dem Einzug ins Maximilianeum geht aber einher, dass Holz nach 16,5 Jahren sein Amt als Erster Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Kochel a. See aufgeben muss. Anlässlich seiner letzten Sitzung am 23. Oktober 2023 in dieser Funktion richtete er nochmals das Wort an die Mitglieder des Gemeinderats (-es gilt das gesprochene Wort-):

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

verehrte Damen und Herren,

ein herzliches Dankeschön, lieber Tom, für die so lobenden und positiven Worte und für den umfassenden Rückblick auf die vergangenen 16,5 Jahre meiner Amtszeit.

…um es ganz ehrlich zu sagen: Bei dem ein oder anderen Thema werden sehr viele Erinnerungen wach und man könnt fast wehmütig zu werden – vor allem weil auch das ein oder andere dabei war, was ich gern noch komplett abgeschlossen und miterlebt hätte. Insgesamt hört sich diese Liste der wichtigsten Projekte aber sehr gut an und es freut mich natürlich sehr, dass sie ein wenig länger ist. Denn das macht mich schon auch ein bissl stolz: Zeigt dies doch, dass in meiner Amtszeit einiges bewegt worden ist in unserer Gemeinde.

 

Die vorhin angesprochenen Erinnerungen sind im Übrigen schon am Wochenende wach geworden – beim Auf- und Ausräumen meines Büros hier im Rathaus. Dabei sind mir natürlich auch einige Fotos in die Hand gefallen – zum Beispiel von den ersten Tagen meiner Amtszeit: Die Schlüsselübergabe durch meinen Vorgänger Werner Englert am 1. Mai 2007, die Vereidigung durch den damaligen 2. Bürgermeister Anton Röckenschuß bei meiner allerersten Sitzung tags drauf am 2. Mai – beide haben uns ja leider schon verlassen – und das Gemeinschaftsfoto mit dem Gemeinderat 2007.

 

Aber bevor wir zu sehr in die Geschichte abtauchen, ist mir zunächst einmal ganz wichtig: All die Projekte, die gerade genannt wurden, sind nicht nur der Verdienst von Thomas Holz, sondern waren war stets eine Gemeinschaftsleistung.

Natürlich war ich als Chef dann in vielen Fällen derjenige, der die Entscheidung hat treffen müssen und der auch den Kopf hinhalten hat müssen – sei es in der Presse, im Dorfgespräch oder neuerdings ganz beliebt auf SocialMedia –, sogar bis hin zu Rechtsanwaltsschreiben aus Reihen des Gemeinderates oder persönlichen Strafanzeigen. Aber gerade auch in solchen Situationen bin ich immer stark unterstützt worden und deshalb ist es mir heute – in meiner letzten Sitzung als Bürgermeister und 5 Tage bevor ich das Amt tatsächlich niederlegen muss –, ein sehr wichtiges Anliegen und meines Erachtens auch der richtige Zeitpunkt, um von ganzen Herzen und aufrichtig „Danke“ zu sagen:

- Danke zu allererst bei denen, die daheim in meinem privaten familiären Umfeld für mich da sind, mir den Rücken freihalten und mir zur rechten Zeit die Kraft gegeben haben, um dieses anspruchsvolle Amt auszuüben. …die quasi so etwas wie der Anker waren, damit man nicht die Bodenhaftung verliert und mich auch immer wieder den „Thomas“ haben sein lassen.

- Danke bei den Bürgerinnen und Bürgern, die mir immer sehr großes Vertrauen entgegengebracht haben und mich deswegen auch dreimal zu ihrem Bürgermeister gewählt haben und stets mitgeholfen haben, unsere Gemeinde liebens- und lebenswert weiterzuentwickeln.

- Danke den Vereinen und Rettungsorganisationen, mit denen ich nicht nur stets reibungslos zusammengearbeitet habe – wie hier bei den turnusmäßigen Vereinstreffen –, sondern die mich auch immer unterstützt haben und stets die Dorfgemeinschaften zusammengehalten haben. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit.

- Danke den Kolleginnen und Kollegen der Gemeinde, der Verwaltungsgemeinschaft und der Herzogstandbahn. Wir haben nicht nur sehr kollegial zusammengearbeitet, es haben sich auch freundschaftliche Beziehungen entwickelt – vor allem aber habe ich immer großen Rückhalt verspürt, gerade auch bei schwierigen Themen und in stürmischen Zeiten.

Stellvertretend für alle insgesamt 176 Mitarbeiter, mit denen ich über die Jahre zusammenarbeiten habe dürfen, möchte ich die beiden Geschäftsleiter erwähnen: Hans Rauch, bei dem ich gerade in meinen Anfangsjahren so viel lernen durfte. …und Nicole Lutterer, mit der ich jetzt schon über 11 Jahre so vertrauensvoll zusammenarbeiten darf. Ein ganz herzliches Dankeschön – bitte geben‘s das an die Kolleginnen und Kollegen so weiter.

- Danke natürlich aber auch Ihnen, liebe Mitglieder des Gemeinderats! Wir zusammen haben in insgesamt 626 Sitzungen sehr viele wichtige und richtige Entscheidungen für unsere Gemeinde getroffen – bei genau 10.384 Tagesordnungspunkten. Teils waren das sehr schwierige und wahrlich nicht unumstrittene Themen, die wir zu beraten hatten – wenn ich allein an das Projekt „Verstärkeramt“ denke, wo wir uns auch noch gegen Klagen beim obersten bayerischen Gericht zur Wehr setzen mussten, oder an die unzähligen Sitzungen zum Fortbestand des „trimini“. Allein diese beiden Beispiele zeigen deutlich: Die Zeiten waren nicht immer nur einfach und die Entscheidungen hatten teils eine sehr große Tragweite, aber miteinander haben wir immer die besten Lösungen für unsere Gemeinde gefunden.

Das hat so gut funktioniert, weil sich viele Jahre lang wirklich jeder in diesem Gremium noch bewusst war, warum er hier sitzt, weil wir eine eingeschworene Gemeinschaft waren, die nicht von Unehrlichkeit, Selbstdarstellungszwang oder politischem Taktieren, sondern vor allem von großem Vertrauen und einem Geist des Miteinanders getragen und dem Willen, das Beste für diese unsere Gemeinde zu erreichen, geprägt war.

Deswegen darf ich – quasi stellvertretend für alle 42 Ratsmitglieder, mit denen ich in den vergangenen 16,5 Jahren zusammenarbeiten durfte – herzlich danken: Dem leider viel zu früh verstorbenen Toni Röckenschuß und Günter Tochtermann, der heute eigens vorbeigekommen ist, Hans Resenberger und Mathias Lautenbacher, der ebenfalls unter uns ist und aktuell Tom Eberl und Veronika Lautenbacher. …und insbesondere auch Hans Resenberger, Max Leutenbauer und Edi Pfleger – die drei begleiten mich seit 2007.

 

Sehr dankbar bin ich aber auch für eine recht robuste Gesundheit, denn sie hat mir in 16,5 Jahren bei rein theoretischen 4.082 Arbeitstagen nur an 93 Tagen einen krankheitsbedingten Ausfall beschert und so die Ausübung dieses Amtes in dieser Form überhaupt ermöglicht.

 

…und deswegen bin ich insgesamt sehr dankbar für diese vergangenen 5.992 Tage seit meiner Amtsübernahme am 1. Mai 2007: Ich durfte in dieser langen Zeit meiner Heimatgemeinde an vorderster Stelle dienen – das war und ist ein sehr großes Privileg. Dessen war ich mir immer bewusst. Deshalb war mein Antrieb stets, das Beste für unsere Gemeinde mit ihren Ortsteilen zu erreichen. Dieser Einsatz für die Bürgerinnen und Bürger hat mir dann vielleicht auch vor allem, bei den Jüngeren den Spitznamen „Bürger-Tom“ eingebracht.

 

Meine Damen und Herren, wenn man zu so einem Anlass wie heute zurückschaut, dann wird einem bewusst, dass die 16,5 Jahren doch eine relativ lange Zeit war und dass man in dieser Zeit sehr viel erlebt hat – vor allem auch, was mich menschlich stark geprägt hat: Das reicht vom plötzlichen Tod eines sehr geschätzten Mitarbeiters während der Arbeitszeit bis hin zu sehr lustigen Betriebsausflügen und Geburtstagsfeiern und insgesamt 146 Trauungen, bei denen ich meist hier in diesem Raum einen ersten kleinen Baustein für das eheliche Glück habe mitsetzen dürfen.

Was für mich auch immer ganz Besonders war, wenn man langjährigen Urlaubsgästen gratulieren durfte oder zu Ehejubiläen und runden Geburtstagen die Glückwünsche überbringen durfte. Da hat man immer Zeit für Gespräche gehabt, hat etwas über die Menschen und damit auch die Gemeinde erfahren. Ich weiß nicht, wie viele tausend Male ich bepackt mit dem Bürgermeister-Sekt, Blumen und Bierkrügerl im Gemeindegebiet unterwegs war.

 

Es war eine sehr schöne Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte und ich bin sehr dankbar, dass ich sie so erleben durfte – mit all den Höhen und Tiefen. Deswegen möchte ich mit ein paar Fotos – völlig unstrukturiert – an einige dieser besonderen Momente erinnern:

- Zum Beispiel an die Wiedereröffnung des „trimini“ – hier Fotos von einem Fernseh-Interview und vom Richtfest

- oder die „Christbaumlieferung“ nach München.

- Die erfreuliche Entwicklung des Franz Marc Museum, mit dem wir eng und gut zusammenarbeiten – hier ein Foto vom Richtfest im Juni 2007.

- In dem Zusammenhang möchte ich natürlich generell die touristische Weiterentwicklung unserer Gemeinde nicht unerwähnt lassen, die wir gerade im Rahmen des Walchensee-Konzeptes stets im Blick hatten.

- Und wenn ich vom Tourismus spreche, dann fallen mir natürlich die 11 Wikingermärkte ein, die sicherlich für unsere Region sehr bereichernd waren, aber natürlich auch unser Brauchtum und unsere Tradition, die wir beispielsweise an den Heimattagen ganz aktiv pflegen.

- Ich erinnere mich an die vielen und schönen Seniorennachmittage zur Einstimmung in den Advent, an die Bürgerversammlungen, die nicht immer ganz einfach waren – einmal zu Zeiten der trimini-Diskussionen wurde ich sogar öffentlich zum Rücktritt aufgefordert. Aber sie waren schon auch etwas ganz Besonderes, denn bei ihnen durfte ich insgesamt 32 verdiente Bürgerinnen und Bürger mit der Schmied-von-Kochel-Medaille, unserer Sportehrennadel oder gar der Silbernen oder Goldenen Bürgermedaille auszeichnen.

- Ein wichtiges Anliegen war mir in meiner Amtszeit stets die Jugend, deswegen freut es mich, dass wir unsere gemeindliche Kindertagesstätte „KoKiTa“ saniert und erweitert haben und auch viel in unsere Franz-Marc-Grundschule investiert haben – hier zum Bei-spiel für einen neuen Allwetterplatz.

- Ebenso war mir die Investition in die Infrastruktur immer wichtig – sei es in Sachen Breitband, Straßen oder wie hier beim Fuß- und Radweg zwischen den Ortsteilen Pessenbach und Ried.

- Ich habe es vorhin schon mal angedeutet, möchte die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen und Rettungsorganisationen nochmals besonders hervorheben – wie hier beispielsweise beim Brand am Jochberg. Deswegen habe ich auch immer darauf gedrängt, dass unsere ehrenamtlichen Kräfte stets gut ausgestattet sind. Die Neuanschaffungen von Feuerwehrfahrzeugen waren daher genauso wichtig, wie der Anbau am Feuerwehrgerätehaus Kochel a. See und der jetzt in die Wege geleitete Neubau einer gemeinsamen Berg- und Wasserrettungsstation.

- Aber auch die Investition in die gemeindlichen Liegenschaften und Infrastruktur haben wir weiter nach vorne getrieben: Hier als Beispiel die zweite Sanierung des Rathauses innerhalb von 15 Jahren und die Neuanschaffung eines Schleppers für den gemeindlichen Bauhof.

Natürlich würde mir jetzt noch viel mehr einfallen, aber vielleicht ergibt sich bei anderer Gelegenheit nochmal die Möglichkeit, zurückzuschauen. Für heute soll’s das gewesen sein.

 

Für mich, für den „Bürger-Tom“, wird’s jetzt Zeit „Servus“ zu sagen. In 6 Tagen ist der „Bürgermeister Thomas Holz“ Geschichte.

Es ist aber für mich kein kompletter Abschied: Als stellvertretender Landrat, als Kreisrat und als Stimmkreisabgeordneter werde ich unsere Gemeinde, die irgendwie 16,5 Jahre „meine“ Gemeinde war, natürlich auch weiterhin im Blick haben – und als Bürger sowieso!

 

Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wünsche ich persönlich alles erdenklich Gute! Als Gremium wünsch ich Ihnen, dass Sie so zusammenwachsen, wie ich das 13 Jahre lang bis 2020 erleben durfte! Da hat diese Arbeit miteinander nicht nur Spaß gemacht, sie hat auch Früchte für unsere Gemeinde getragen, wie wir eingangs gehört haben.

Denn – und den Wunsch darf ich jetzt als Bürger dieser Gemeinde äußern – vergessen Sie nie, warum Sie hier sitzen: Es geht nicht um Sie persönlich, es geht nicht um Ihre Partei oder Wählergruppe. Sie sind kein Parlament, sondern ein Verwaltungsgremium, in dem nur das Wohl und Wehe der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund stehen darf. Passen Sie bitte auf unsere Gemeinde auf, deren Bürgerinnen und Bürger haben es verdient, dass man sich für sie einsetzt!

 

Am nächsten Montag, 30.10.2023 werde ich im Bayerischen Landtag vereidigt und ab dann darf ich mich als Stimmkreisabgeordneter für unsere Region einsetzen. Auch wenn ich mich schon sehr auf diese neue Aufgabe freue, sie bedeutet auch gleichzeitig, dass ich am Sonntag, 29.10.2023 dieses so besondere und schöne Amt als Erster Bürgermeister meiner Heimatgemeinde zurückgeben muss.

...deswegen in letztes Mal – nach insgesamt 221 Gemeinderatssitzungen, von denen ich nicht eine verpasst habe: „Die Sitzung ist beendet. Einen schönen Abend noch!“

 

Es war mir eine sehr große Ehre, meiner Gemeinde gedient haben zu dürfen.“