Rathaus Key Visual 1, © Tourist Information Kochel a. See, Fotograf: D. Weickel

Auszug - Franz Marc Grundschule Kochel a. See; Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), Einführung einer halben Stelle  

49. Sitzung des Gemeinderates Kochel a. See
TOP: Ö 2.1
Gremium: Gemeinderat Kochel a. See Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Di, 25.07.2017 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:00 - 22:31 Anlass: Sitzung
Raum: Sitzungssaal Kochel a. See
Ort: Rathaus Kochel a. See
K-0024/2017-02 Franz Marc Grundschule Kochel a. See; Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS), Einführung einer halben Stelle
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage GRK
Federführend:Hauptverwaltung Bearbeiter/-in: Holz, Thomas W.
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Der Vorsitzende berichtet, dass in der Sitzung des Gemeinderates v. 21.02.2017 die allgemeine Situation der Jugendarbeit im Gemeinderat durch verschiedene Fachleute dargestellt und über eine Stelle für die „Jugendsozialarbeit an Schulen“ (JaS) an der Franz Marc Grundschule gesprochen wurde. Dabei wurden die Hintergründe hierzu ebenfalls ausführlich erörtert.

 

Ziele:

JaS – Jugendsozialarbeit an Schulen ist eine Leistung der Jugendhilfe und die intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Sie soll sozial benachteiligte junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und fördern. Dadurch sollen deren Chancen auf Teilhabe und eine eigenverantwortliche sowie gemeinschaftsfähige Lebensgestaltung verbessert werden. Viele wissenschaftliche Studien und nicht zuletzt PISA zeigen: Der soziale und familiäre Hintergrund junger Menschen, sowie eine positive Persönlichkeitsentwicklung mit einem förderlichen Umfeld sind in hohem Maße mitentscheidend für den schulischen Erfolg. Deshalb sollen durch eine sinnvolle Ergänzung und enge Verknüpfung von Jugendhilfe und Schule die Chancen, das Wissen und Können junger Menschen in Bayern verbessert werden: 

-          JaS nimmt sozial benachteiligte junge Menschen besonders in den Blick

-          reagiert mit ihren Leistungen auf gesellschaftliche Entwicklungen

-          stellt eine professionelle sozialpädagogische Hilfe zur Integration dar

-          JaS leistet einen maßgeblichen Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit

 

Zielgruppe der JaS:

JaS wendet sich an junge Menschen

-          die unter sozio-ökonomisch schwierigen Bedingungen aufwachsen und denen es an Unterstützung durch das Elternhaus mangelt

-          die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, z. B. gehäuftes Fernbleiben vom Unterricht

-          die wegen ihrer individuellen oder sozialen Schwierigkeiten voraussichtlich keine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle finden

-          aus Zuwandererfamilien, deren Integration erschwert ist

-          mit erhöhtem Aggressionspotential und Gewaltbereitschaft

-          mit Drogenproblemen

-          mit Versagens- oder Schulängsten

-          mit mangelndem Selbstwertgefühl etc.

 

Arbeitsweise der JaS:

JaS bringt in der Arbeit mit der Zielgruppe nicht nur sozialpädagogische Kompetenz ein, sondern agiert mit dem gesamten System der Jugendhilfe. Dies geschieht durch:

-          Beratung und sozialpädagogische Hilfen: In Einzel- oder auch Gruppengesprächen mit den jungen Menschen werden deren Probleme im Alltag, in der Familie, in der Schule oder auch im Übergang in die Ausbildung und in den Beruf besprochen und gemeinsam Lösungswege entwickelt.

-          soziale Gruppenarbeit zur Stärkung sozialer Kompetenzen, insbesondere der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit

-          Elternarbeit: Innerfamiliäre, erzieherische und/oder schulische Probleme erfordern eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern und deren Beratung, um gemeinsam Wege zur Verbesserung zu finden. Hierbei können auch weitere Leistungen der Jugendhilfe oder anderer Leistungserbringer angeregt bzw. letztere einbezogen werden

-          Zusammenarbeit mit dem Jugendamt (Allgemeiner Sozialdienst, Jugendgerichtshilfe etc.) und mit den Einrichtungen und Diensten der Jugendhilfe (z. B. Erziehungsberatungsstellen, Horten, Jugendzentren) und anderen sozialen Einrichtungen insbesondere mit Angeboten der schulischen Ganztagsbetreuung (offene und gebundene Ganztagsschule), dem Gesundheitswesen (z. B. Drogenberatungsstellen) sowie mit Polizei und Justiz

-          im Zusammenhang mit dem Übergang von der Schule in den Beruf ist die Kooperation mit der Agentur für Arbeit unverzichtbar

 

Schularten für JaS:

Die Jugendsozialarbeit an Schulen ist eine Leistung der Jugendhilfe, die an Schulen mit gravierenden sozialen und erzieherischen Problemen zum Einsatz kommt. Die Jugendämter vor Ort stellen im Rahmen der Jugendhilfeplanung fest, an welchen Grundschulen, Mittelschulen, Förderschulen, Berufsschulen und ggf. Realschulen ein so großer jugendhilferechtlicher Handlungsbedarf besteht, der mit Hilfe von JaS gedeckt werden soll. Für die Förderung von JaS-Stellen an Grundschulen ist Voraussetzung, dass 20 % der Kinder einen Migrationshintergrund haben.

 

Anbieter für JaS:

-          das örtliche Jugendamt (Träger der öffentlichen Jugendhilfe)

-          anerkannte Träger der freien Jugendhilfe

 

Gemeinderatsmitglied Eduard Pfleger kommt um 19:05 Uhr zur Sitzung.

 

Sollte an der Franz Marc Grundschule eine JaS eingeführt werden, hat deren Leiter, Dr. Dondl, folgende Grundvoraussetzungen eruiert:

-          mindestens muss es eine „halbe Stelle“ sein, d. h. 19,5 Stunden Arbeitszeit pro Woche

-          Kosten: Die Kosten für eine Stelle wie oben beschrieben belaufen sich auf ca. 40.000 Euro pro Jahr und setzen sich zusammen aus Personalkosten (ca. 30-32.000 Euro) und sonstigen Kosten (ca. 8.000 Euro). Diese Kosten könnten im Rahmen einer sog. Fixbetragsförderung gefördert werden:

  • durch die Regierung von Oberbayern mit 8.180 Euro
  • den Landkreis mit ebenfalls 8.180 Euro

-          weitere 10% der Personalkosten (= ca. 3.200 Euro) hat der Träger zu übernehmen

-          es bleibt ein Betrag von ca. 20.000 Euro, für den die Kommune aufzukommen hat

Gemeinderatsmitglied Franz von Lerchenhorst kommt um 19:07 Uhr zur Sitzung.

 

Der Gemeinderat hat in der o. g. Sitzung folgenden Beschluss gefasst: Für eine mögliche Einführung einer halben Stelle für „Jugendsozialarbeit an Schulen“ (JaS) für die Franz Marc Grundschule sind seitens der Verwaltung weitere Informationen einzuholen und dem Gemeinderat vorzustellen.

 

In dessen Folge wurden inzwischen zahlreiche Gespräche geführt und mit den jeweiligen Fachleuten entschieden, die einzelnen Informationen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 11.07.2017 den Gremiumsmitgliedern direkt zu vermitteln. In diesem Zusammenhang waren die Kreisjugendpflegerin und im Sachgebiet 52 (Amt für Jugend und Familie) des Landratsamtes Bad Tölz-Wolfratshausen für JaS verantwortliche Mitarbeiterin, Fr. Verena Peck, der Leiter der Franz Marc Grundschule, Hr. Dr. Jakob Dondl, und der Schulrat, Hr. Jürgen Heiß, vom Schulamt Bad Tölz-Wolfratshausen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 11.07.2017 anwesend und standen für Fragen zur Verfügung. Der Vorsitzende begrüßt die einstimmige Befürwortung einer JaS-Stelle durch den Haupt- und Finanzausschuss.

 

Der Vorsitzende erteilt Frau Verena Peck, Kreisjugendpflegerin, das Wort. Frau Peck erläutert den pragmatischen Weg bis zur Genehmigung einer JaS-Stelle:

  1. Befürwortung des Antrags seitens Schulamt und Kommune (inkl. Kostenzusage)
  2. Schulleiter stellt formlosen JaS-Antrag beim Landratsamt mit Hintergrundinformationen
  3. Jugendhilfeplanung bearbeitet den Antrag
  4. Jugendhilfeausschuss bearbeitet den Antrag
  5. Kreistag entscheidet über den Antrag
  6. Amt für Jugend und Familie

- schreibt Trägerschaft aus (es gibt 5 Träger im Landkreis)

- entscheidet die Trägerschaft

- arbeitet gemeinsam mit Schule, Gemeinde(n) und Träger eine Kooperationsvereinbarung und ein Konzept aus

  1. Antrag geht mit allen Unterlagen an die Regierung von Oberbayern
  2. Regierung von Oberbayern entscheidet über den Antrag
  3. Suche nach einer geeigneten Person

Von der Antragstellung bis zur kompletten Umsetzung wird es, wenn alles gut läuft, bis zum Schuljahresbeginn 2018/2019 dauern. Frau Peck stellt abschließend fest, dass die JaS eine gute Chance für Familien ist, die Hilfe benötigen, u. a. da die Mitarbeiter der Schweigepflicht unterliegen.

 

Der Vorsitzende bedankt sich bei Frau Peck für ihre Ausführungen und übergibt das Wort an Herrn Dr. Jakob Dondl, Rektor der Franz-Marc-Grundschule Kochel a. See.

Herr Dr. Dondl wünscht sich die JaS-Stelle als „Feuerwehr“ bei Konfliktsituationen. Weiterhin sollen langfristige tiefgreifende Projekte, z. B. zu den Themen Anti-Gewalt, Selbstwertaufbau, Rolle der Frau usw. durchgeführt werden.

 

Gemeinderatsmitglied Josef Seemüller kommt um 19:20 Uhr zur Sitzung.

 

Wie Frau Peck ausführt, gibt es auch andere JaS-Stellen im Landkreis, die Halbtagsstellen sind. Sie teilt mit, dass es immer auch die Möglichkeit einer Aufstockung gibt.

Hinsichtlich der Aufgaben der JaS-Mitarbeiter/innen gibt es laut Frau Peck von der Regierung von Oberbayern strenge Richtlinien. JaS richtet sich an benachteiligte Kinder, für die eine Einzelfallhilfe angeboten wird. Die Kinder können sich auch selbst an die JaS-Kraft wenden oder vom Lehrer geschickt werden. Frau Peck teilt mit, dass von der Regierung von Oberbayern einmal im Jahr ein Treffen eines Fachbeirats mit allen Kooperationspartnern vorgegeben ist.

 

Der Vorsitzende berichtet, dass die JaS-Stelle unbefristet beantragt wird, nach 4 Jahren aber eine Prüfung der weiteren Notwendigkeit durch die Gemeinde stattfinden soll. Er dankt Frau Peck und Herrn Dondl für ihre Erläuterungen und verabschiedet diese um 19:32 Uhr.

 

 


Beschluss:

 

Die Einführung einer JaS-Stelle (19,5 Wo-Std.) an der Franz Marc Grundschule Kochel a. See wird befürwortet. Rechtzeitig vor Ablauf eines Zeitraums von 4 Jahren, ist die Notwendigkeit dieser Stelle in einem offenen und detaillierten Prozess zu überprüfen. Die Verwaltung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jugend und Familie im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und der Leitung der Franz Marc Grundschule die ent-sprechende Förderung dieser Stelle zu beantragen.

 

 


Abstimmungsergebnis:

 

17 : 0